Schnuller abgewöhnen: Praktische Tipps für Eltern

Schnuller abgewöhnen - Praktische Tipps für Eltern.

Sommer, Sonne, Urlaub & luftige Sachen gehören für die meisten von uns genauso zusammen, wie Babys, Schnuller, Kinderwagen, Fläschchen & Windeln. Wohl gemerkt: für die meisten von uns. Für andere heißt es da eher Sommer, Wattwanderung, geschäftliche Hochsaison & Krawatte oder aber auch Babys, Stillen, Tragetuch & windelfrei.

Über Ansichten lässt sich diskutieren, jedoch soll es hier um etwas ganz anderes gehen:

Ist es nicht interessant, dass viele nach Bedarf gestillten & im Tragetuch transportierten Kleinkinder keinen Schnuller benötigen? Gleichzeitig gibt es auch viele Kleinkinder, welche den Schnuller quasi immer dabei haben, bis der böse Geist kommt & ihn entreißt. Wieso verstehen Erwachsene Kinder manchmal überhaupt nicht? Ist es Fürsorge? Angst? Egoismus? Wirtschaftswachstum?

 

Schnuller: Ja? Nein? Vielleicht?

Nun ja, wissenschaftliche Studien versuchen uns viele Dinge zu erklären: Schnuller sind eine Hauptursache für Kieferfehlstellungen, Schnarchen, häufigen Mittelohrentzündungen, Asthma und schwieriger Sprachentwicklung, deshalb bitte spätestens mit 2-3 Jahren abgewöhnen. Außerdem bitte erst ab 4-6 Wochen nach der Geburt einsetzen. So hat der Säugling also eventuell doch noch die Chance, sich an die mütterliche Brust zu gewöhnen.

Warum aber erst den Schnuller angewöhnen? Na logisch: sonst müsste ein Säugling ja ständig mitgenommen werden oder gar im elterlichen Bett schlafen, damit Mama in der unmittelbaren Nähe ist. Die Folge davon wäre Verwöhnung und Mama müsste rund um die Uhr in Kindes Nähe sein! Ist das wirklich so?

Oder ist ein Schnuller einfach nur bequem oder gar für Eltern manchmal die letzte Rettung? Lässt sich ein Säugling nur so beruhigen: Bitteschön, warum also nicht. Schließlich werden alle Babys mit einem ungeheuer gut ausgebildeten Saugreflex geboren, welcher uns Menschen die ersten Lebenswochen die Nahrungsaufnahme sichert.

 

Stillen & saugen

Wird über den Schnuller gesprochen, ist es ebenso unabdingbar auch direkt über den Tellerrand zum Stillen zu schauen. Oder schwimmt beides in der gleichen Suppe?

Was bedeutet Stillen? Beobachtet man Kinder, welche auf natürliche Weise nach Bedarf gestillt werden, wird deutlich, dass die mütterliche Brust nicht nur zur Nahrungsaufnahme, sondern unter anderem auch zum Trost spenden und der Kommunikation dient.

Die Forscherin und Verhaltensbiologin Haug-Schnabel zeigte, dass über 50% der Kontaktaufnahme mit der mütterlichen Brust der Kontakt- und nicht der Nahrungsaufnahme dient. Der Schnuller wiederum wird ausschließlich für Trost & Beruhigung verwendet.

Für gestillte „Schnullerkinder“ bedeutet dementsprechend die mütterliche Brust nur Nahrungsaufnahme. Bereits hier werden nicht nur die Weichen für ein zeitiges Abstillen gelegt, sondern viel mehr auch die besten Voraussetzungen dafür gesät, dass ein Kind bereits sehr früh lernt, seine natürlichen Bedürfnisse, wie menschliche Nähe, Kommunikation und anderes durch Ersatzobjekte zu befriedigen*².

Betrachtet man einschneidende Ereignisse, wie beispielsweise die Eingewöhnung in die Fremdbetreuung, scheint wiederum der Schnuller, oder auch das Schmusetuch etc. geradezu zu einem sehr wichtigen und treuen Begleiter des Kindes zu werden. Schnullerkinder können hier also auf ihre bereits erlernte Beruhigungsvariante zurückgreifen.

Setzt man sich diese Brille auf, so springt das Thema „Schnuller“ abgewöhnen direkt ins Auge, denn wie will man ein Bedürfnis einfach mal so abgewöhnen. Manch ein Erwachsener wäre vielleicht froh, wenn die Lust auf Süßes abgewöhnt werden könnte und die Pfunde nur so purzeln würden. Aber viele Menschen mussten sicher schon die bittere Wahrheit dieses endlosen Unterfangens erfahren …

Schnuller abgewöhnen - gibt es den richtigen Zeitpunkt?

Schnuller abgewöhnen – gibt es den richtigen Zeitpunkt?

Praktische Tipps zur Schnuller-Abgewöhnung

Kann es sein, dass in unserer Gesellschaft ständig von unseren Kindern erwartet wird, dass sie sich anpassen? Sie werden eingewöhnt in Kitas, Schnuller & Fläschchen werden ihnen abgewöhnt … Kann es sein, dass ein Perspektivwechsel auch hier hilfreich sein könnte?

Kinder, Eltern, Gruppenkinder und ErzieherInnen gewöhnen sich gemeinsam aneinander? Gemeinsam mit unseren Kindern suchen wir neue Alternativen zum Schnuller. Dabei wird schnell offensichtlich, dass große & vor allem nur einmalige Zeremonien nicht für jedes Kind geeignet sind.

Unter anderem in Dänemark und der Schweiz haben Kommunen zum Beispiel neben Spielplätzen große Schnullerbäume errichtet, an denen Kinder ihre Schnuller aufhängen. Viele Kinderärzte und Experten empfehlen den Eltern, Geschichten von Schnullerfee & Co. zu erfinden, welche im Austausch mit einem Geschenk den geliebten Seelentröster des Kindes dann doch mitnehmen dürfen.

Kann es sein, dass gerade bei diesen Varianten die eigentlichen Bedürfnisse des Kindes wieder einmal eiskalt ignoriert werden?

Wird dem Kind nicht dadurch gezeigt, dass es Bedürfnisse wie Trost & Beruhigung auch erkaufen kann?

Was bitte soll ein zwei Jähriger mit einem tollen neuen Sandkastenbagger, wenn er gerade müde ist & sich mit etwas in den Schlaf „nuckeln“ möchte?

 

6 praktische Tipps zu Schnuller-Alternativen

  • Beobachten: In welchen Situationen benötigt mein Kind den Schnuller?
  • Überlegen: Welche möglichen Alternativen kann ich/können wir ihm in jeder Situation anbieten? (z.B. gemeinsames Kuscheln & Lesestunde, bei Müdigkeit, gemeinsame Lesestunde, bei Kummer auch gern mal dem Kind zeigen, dass Eltern z.B. zu Hause gern den Haushalt stehen und liegen lassen & den kleinen Erdenbürger in den Arm nehmen, ….)
  • Sicht des Kindes: ältere Kinder können auch direkt darauf angesprochen & aktiv in diese Neuerungen mit einbezogen werden: Der Sprössling steckt sich den Nuckel in den Mund, darauf hin fragt Mama sofort: Wie fühlst du dich jetzt?
  • Timing: künstliche Erhöhung von Stress durch Kombination von prägenden Ereignissen vermeiden, also nicht jetzt noch „schnell“ Schnuller abgewöhnen, weil die Kita-Eingewöhnung nächste Woche startet. Jedoch können auch neue Situationen positiv genutzt werden: neues Bettchen ohne Schnuller, dafür mit super weichen „Einschlafkuschelkissen“…
  • Schritt für Schritt: Überstürze nichts. Fangen Sie mit „leichten“ Alltagssituationen an: An Stelle des Schnullers zum Spazieren gehen eine tolle Geschichte oder ein Fingerspiel von Mama?
  • Innere Stimme: vertraue auf dein Bauchgefühl & gehe mit deinem Kind stets nur so weit, wie es für alle angenehm ist.

 

Schnuller noch mit 4 Jahren?

Ja, auch manche sieben Jahre alten Kinder nuckeln sich noch mit Schnuller in den Schlaf. Das ist doch nicht normal! Nein? Oder doch?

Ablehnung von Außen bedeutet meiner Meinung nach auch fehlender Respekt unserer Gesellschaft für das anders sein, als der „Standard“. Wäre es nicht besser zur hinterfragen, was uns das Kind mit dem Bedürfnis des Schnuller-Nuckelns sagen möchte? Was fehlt ihm in seiner Umgebung? Was findet es nicht in seinem Alltag?

Auffällig ist, dass es zum Beispiel von unserer Gesellschaft toleriert wird, dass Plastikwindeln in den Supermärkten nun mittlerweile bis 39kg zu kaufen sind, sprich das Thema „Einnässen“ die Kinder manchmal nicht nur durch die Grundschulzeit, sondern darüber hinaus begleitet.

Ach ja, Entschuldigung: Die Gesellschaft sieht ja auch die dezente Plastikwindel um den nächtlichen Po eines 13 Jährigen nicht…

Schnuller sind natürlich ein viel besseres Angriffsfeld für die Öffentlichkeit, denn sie sind nun mal (manchmal) sichtbar. Sicher hat auch jeder von uns bereits einmal beobachten können, wie ein/-e ErzieherIn einem Kindergartenkind den Schnuller vor den Augen aller aus dem Mund zieht, oder gar Oma, die die junge Familie gerade auf offener Straße trifft…

 

Dazu eine kurze Geschichte …

Lasst uns auf einen kleinen Spaziergang gehen, um uns einmal in die Perspektive von Kindern hineinzuversetzen. Auf einer Parkbank sitzend genießen wir gerade unsere Lieblingsschokolade & dann das:

„Entschuldigung, warum haben Sie mir eben die Tafel Schokolade weggenommen?“ ** „Und Sie fragen mich das noch? Sie wissen doch wohl, dass Schokolade dick macht! Außerdem sind Sie gerade dabei gewesen, die gaaaaanze Tafel auf einmal zu futtern….“

Mal ganz im Ernst: Würden Sie nie wieder Schokolade essen, nur weil irgend ein Mensch ihnen die ewige Leier der Schokoladensünde zitierte? Nein, sicher nicht.

Eine gute Bekannte kommt in letzter Zeit immer öfter vorbei. Sie hat ihren Schokoladenkonsum eingeschränkt, da sie nur noch die „gute“ teure Schokolade kauft, welche nachweislich nicht aus Kinderarbeit entstand. Ihnen gefällt die Idee und Sie schließen sich direkt an.

Kann es sein, dass die regelmäßigen Treffen mit Ihrer Freundin einfach gut tun? Sie haben plötzlich einen netten Gesprächspartner für kleine und große Sorgen des Alltags, das Bedürfnis von menschlicher Nähe muss nun nicht mehr mit etwas „Süßem“ gestillt werden.

Es scheint also, bereits ab dem Kleinkindalter wird versucht, nicht gestillte Bedürfnisse mit Hilfe des Schnuller-Nuckelns zufrieden zu stellen. Aber was könnte das sein? Konkrete Nachforschung können meist nur Eltern oder sehr enge Bezugspersonen anstellen. In besonderen Fällen vielleicht sogar Kinderärzte oder Psychologen.

Eltern seien in diesem Sinne eingeladen, die „Schnuller-Situation“ ihres Kindes als einen wichtigen Entwicklungsschritt für die ganze Familie zu verstehen.

Es geht nicht darum zu entschlüsseln, was erwünscht ist oder nicht. Fest steht aber: langfristig gesehen ist für die gesunde Entwicklung des Kindes der Schnuller oder auch der Daumen nicht gut.

Diese Dinge sollten nicht als Problem, sondern viel mehr als Zeichen verstanden werden, um zu Gunsten des Kindes den Familienalltag neu zu gestalten.

 

Eltern und Kinder verändern sich. Wir Erwachsenen teilen oft unsere Bedürfnisse mit Hilfe von Worten mit. Kleine und große Kinder wählen dafür meist andere Arten der Kommunikation. Eltern haben die einzigartige Chance, gemeinsam mit ihren Sprösslingen zu lernen und zu wachsen: Also sucht euch gemeinsam die passende Farbe aus!

 

Kleine Umfrage

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Schnuller abgewöhnen: Praktische Tipps für Eltern

Was kann dabei helfen, einem Kind klar zu machen, dass es den Schnuller ablegen sollte?

Sehr geehrte Damen und Herren,

ein wichtiger und sensibler Entwicklungsschritt jedes Kindes ist das Abgewöhnen eines Schnullers. Als Eltern ist es aber gar nicht so einfach, dem Kind zu helfen und zu wissen, wie man am besten vorgeht.

Im Folgenden finden Eltern einige praktische Tipps, die Ihnen bei der Entwöhnung Ihres Kindes vom Schnuller helfen können:

1. Machen Sie Ihrem Kind klar, dass es für die richtige Entwicklung notwendig ist, den Schnuller abzulegen. Machen Sie ihm klar, dass es sich auf diese Art und Weise wachsen und groß werden kann.

2. Führen Sie das Abgewöhnen langsam durch. Stellen Sie sicher, dass Sie nicht zu viel Stress verursachen und achten Sie auf Ihr Kinds Empfinden.

3. Machen Sie ihm nicht unnötig Druck, indem Sie laut oder fordernd werden. USehen Sie sich stattdessen nach positiven Gratifikationen um, die das Abgewöhnen des Schnullers für Ihr Kind angenehmer machen.

4. Weisen Sie Ihr Kind einem bestimmten Schnuller zu. Wenn Ihr Kind begreift, dass ihm nur ein Schnuller gehört, wird es leichter in der Lage sein, die vom Altar zu legen.

5. Seien Sie beharrlich. Der Prozess des Abgewöhnens eines Schnullers ist ein langer und aufwendiger. Sie müssen also auch lange dabeibleiben und dem Prozess Zeit geben.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Abgewöhnen des Schnullers und vor allem viel Geduld, egal ob es bei Ihrem Kind funktioniert oder nicht.

Mit freundlichen Grüßen,

XXX

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