Im Test: Das Spiel Anno Domini
Wir haben das Spiel "Anno Domini" getestet. Erfahre hier, wie es uns gefallen hat.
Wir haben mal wieder ein Spiel getestet und möchten es euch nicht vorenthalten 🙂 Dieses Mal geht es um „Anno Domini“.
Ein wenig überrascht waren wir schon, als wir die Schachtel mit den Spielkarten von „Anno Domini“ in den Händen hielten. Auf den Bildern sah der Karton so groß aus. Nun stand eine 10x6cm kleine Schachtel vor uns auf dem Tisch. Dafür hat es der Inhalt umso mehr in sich. 336 Karten aus verschiedenen Themengebieten wie Showbiz, Kunst oder Erfindungen.
Außer den Karten war nur noch die Anleitung dabei.
Gut. Wenigstens keine 200 Kleinteile, die eine Einführung oft so kompliziert machen. Wir lesen die Anleitung und schauen uns die ein oder andere Karte an. Auf einer steht auf der Vorderseite „ In Tarragona (Spanien) raubt ein Mann eine Bank aus, indem er zur Verwirrung 2.000 Kanarienvögel in der Schalterhalle fliegen lässt.“
Auf der Rückseite lesen wir „1986 – Beute ca. 51.000 Euro“.
Auf anderen Karten steht kurz „Hosenträger“ oder „Goldfinger steht James Bond gegenüber“.
Was auf den ersten Blick zusammenhanglos wirkt, entpuppt sich als geniale Spielidee.
In Anno Domini spielen 2 bis 10 Spieler mit ihrem Wissen. Auf der Vorderseite der Karten findet man Sätze wie in unserem Beispiel. Diese muss man nun durch Wissen oder Schätzung in eine Zeitlinie einbauen. Zur Kontrolle dient die Auflösung auf der Rückseite.
Wir beginnen eine Partie zu zweit. Die Karten werden gemischt, jeder Spieler bekommt 9 Karten vom Stapel. Die Karten liegen offen vor uns, die Rückseite muss aber geheim bleiben. Auch für die Spieler selbst. Der beginnende Spieler zieht eine weitere Karte, liest den Text vor: „Die erste genaue Vorhersage einer Sonnenfinsternis“ und legt diese als Startpunkt in die Mitte.
Nun wählt er eine der Karten, die er selbst besitzt. Er liest wieder vor: „ Der erste feuerrote Ferrari-Sportwagen zischt los“.
Seine Aufgabe besteht nun darin, diese Karte in der richtigen zeitlichen Abfolge in die Mitte einzugliedern.
„Die erste Sonnenfinsternis wurde sicher schon vor hunderten oder tausenden Jahren vorhergesagt“, ist sich der Spieler sicher und legt die Karte mit dem Ferrari unterhalb der Startkarte ab. Er schätzt damit das Ereignis als neuer ein. So geht es nun reihum weiter. Die Spieler legen abwechselnd Karten aus ihrem Pool in diese Kette. Dabei darf man die gewählte Karte auch zwischen bereits gelegte Ereignisse positionieren.
Wie gewinnt man bei „Anno Domini“?
Irgendwann kommt der Punkt an dem ein Spieler an der korrekten zeitlichen Reihenfolge der ausliegenden Kette zweifelt. Immer wenn ein Spieler an der Reihe ist, kann er, statt eine Karte einzureihen, an der Zeitkette zweifeln. In diesem Fall wird die gesamte Kette aufgelöst und umgedreht. Nun sieht man auf der Rückseite die Daten zu den Ereignissen und kann kontrollieren. Umso länger die Kette bereits geworden ist, desto wahrscheinlicher sind Fehler zu finden. Zumal man wirklich nicht alles wissen kann und den Großteil des Spiels mit schätzen verbringt.
So kommt es oft vor, dass man Ereignisse zielsicher in der Neuzeit einordnet. Entsprechend hoch ist der Spaßfaktor wenn sich rausstellt, dass genau dieses Ereignis schlappe 2.000 Jahre früher stattgefunden hat.
Ist die Kette aufgedeckt zählt nur alles oder nichts. Stimmt die gesamte Kette in ihrer zeitlichen Abfolge, muss der Zweifler zwei Karten neu aufnehmen. Hat der Spieler aber zurecht gezweifelt wird der Spieler, der vor ihm an der Reihe war zu drei Strafkarten verdonnert. Da das Spiel endet, wenn ein Spieler seine letzte Karte legen konnte und die Kette korrekt ist, sind Zweifel immer angebracht und Strafkarten ein herber Rückschlag auf dem Weg zum Sieg.
Zwischenstand
Der Spaßfaktor ist bei Anno Domini garantiert. Die Ereignisse sind teilweise haarsträubend, ja, sogar so unglaublich, dass es jeder Vernunft entbehrt so etwas wirklich wissen zu können, geschweige denn durch schätzen zeitlich korrekt einzureihen. Da hilft nur eine Portion Glück und viel Geschick beim bluffen. Sobald der nächste Spieler seine Karte gelegt hat, akzeptiert er die Reihenfolge automatisch und man selbst ist für eine Runde aus dem Schneider.
Wenn es denn einen Minuspunkt für Anno Domini zu verteilen gibt, dann höchstens für die Gestaltung der Karten. Diese sind schlicht gehalten, bieten keine Bilder oder Karikaturen. Nur das Ereignis in Schriftform, mit hervorgehobenen Passagen, sowie das Symbol der Edition zieren die Vorderseite. Die Rückseite ist ebenso wenig aufwendig gestaltet. Dafür gibt es dort oft nicht nur die blanke Jahreszahl, sondern viele wissenswerte Zusatzinformationen.
Editionen von Anno Domini
Apropos Editionen. 22 Editionen der verschiedensten Themengebiete gibt es von Anno Domini bereits. Der große Pluspunkt des Spiels: Man kann jede dieser Editionen separat spielen oder kurzerhand alle verfügbaren bunt mischen. Mischt man mehrere Editionen wird der Spielspaß sogar deutlich erhöht. Denn nicht jeder ist ein Kunstfan oder interessiert sich für bahnbrechende Erfindungen. Neugierige haben an den vielen Themen aber ebenso viel Spaß wie echte Professoren, die viele Ereignisse sogar kennen könnten. Fehleinschätzungen hat garantiert trotzdem jeder reichlich. Das erstaunen bei der Auflösung bleibt dadurch auch bei der zehnten Wiederholung des Spiels noch groß. Bei 336 Karten pro Edition ist es auch nicht leicht sich bereits gelöste Ereignisse für das nächste Mal zu merken. Dauerhafter Spielspaß ist für den kleinen Preis von ca. 11 Euro je Edition somit sicher.
Und auch Kinder können gut in der Runde mitmischen. Erfahrungsgemäß machen sie ihr geringeres historisches Wissen bald durch geschicktes taktieren wett und lernen die gespielten Karten schnell. Empfohlen ist das Spiel ab 10 Jahren. Zumindest eigenständig lesen sollten die Kids schon können, damit sie im voraus planen können. Vor immer wieder vorkommenden Fremdwörtern müssen sie sich nicht fürchten. Diese bringen auch die Erwachsenen ein ums andere Mal ins schwitzen. Da hilft nur bluffen was das Zeug hält und die Unsicherheit überspielen bis der Nachbar sein Kärtchen eingereiht hat.
Unser Fazit
Anno Domini bietet mit wenig Aufwand stundenlange Unterhaltung für Alt und Jung. Es funktioniert in kleinen Gruppen genauso gut wie mit10 Personen. Die Aufgabenstellungen sind fordernd und amüsant zugleich und lassen so auf lange Sicht keine Langeweile aufkommen. Durch zusätzliche Editionen lässt sich der Spielspaß immer wieder erhöhen und bleibt mit ca. 11 Euro je Edition noch dazu sehr günstig. Auch Historiker kommen voll auf ihre Kosten, denn die Ereignisse sind so gut es irgend geht recherchiert. So kann man auch im Freundeskreis mit lustigem Randwissen immer wieder für eine heitere Runde sorgen. Einzig die schlicht gehaltenen Spielkarten stoßen negativ auf. Das ist aber nichts im Vergleich zu den Dutzenden positiven Aspekten, die Anno Domini mit seiner einfachen Spielweise mitbringt. Unbedingt ausprobieren!
Die Autoren von Anno Domini
Anno Domini wurde von Uwe Rosenberg und Urs Hostettler entwickelt und ist im Abacusspiele Verlag erschienen.
Alle Editionen von Anno Domini
