Stillen oder Flaschennahrung: Was sagt die Wissenschaft dazu?
Als Eltern möchten wir immer das Beste für unser Kind. Und gerade in Vorbereitung auf die Geburt steht die Frage im Raum, welche Ernährungsmethode die ideale Wahl fürs Baby ist. Daher möchten wir in diesem Blogbeitrag einen Blick auf aktuelle wissenschaftliche Standpunkte zu Stillen und Flaschennahrung werfen, um dich bei dieser Entscheidung zu unterstützen.
Unterschiedliche Meinungen: Was denken Eltern zum Thema ‚Stillen oder Flaschennahrung‘?
Manche sind vehement gegen Flaschennahrung, und sind davon überzeugt, dass Stillen die einzig richtige Wahl für die optimale Entwicklung eines Babys ist. Einige der Hauptgründe, die Eltern die gegen Flaschenernährung sind anführen, sind die verschiedenen gesundheitlichen Vorteile der Muttermilch sowie die tiefgreifende Bindung, die beim Stillen mit dem Kind entsteht.
Selbstverständlich gibt es auch zahlreiche Eltern, die auf Flaschenernährung schwören und unendlich dankbar sind, diese Möglichkeit für ihr Kind zu haben. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass nicht alle gebärenden Personen stillen können, ganz gleich wie sehr sie es vielleicht wollen. Sei es aufgrund von biologischen Gegebenheiten, Behinderungen, sensorischen oder anderen Beeinträchtigungen, Stillproblemen oder individuellen Lebensumständen.
Natürlich gibt es auch für Mütter und gebärende Personen die Stillen können und wollen, Situationen, in denen das Anlegen ihres Babys nicht immer möglich oder machbar ist. Sei es etwa durch den Wiedereinstieg ins Berufsleben, beim Reisen mit Baby, beim Genuss von Koffein oder und vieles mehr. Auch sie legen verständlicherweise oftmals unheimlich viel Wert auf Babynahrung aus Milchpulver.
Was sagen Expert*innen und Studien zum Thema ‚Stillen oder Flaschenernährung‘?1,2
- Es ist erwiesen, dass durch das Stillen zwischen Baby und dem stillenden Elternteil eine besondere und einzigartige Bindung hergestellt werden kann. Doch diese entsteht nicht ausschließlich durch das Anlegen an der Brust, sondern können sich genauso bei der Ernährung mit der Flasche entwickeln. Bei dieser ermöglichen etwa direkter Hautkontakt, Körperwärme, Blickkontakt und ruhiges Zureden Eltern und Babys, dieselbe tiefgreifende Vertrautheit, Nähe und Sicherheit aufzubauen, wie beim Stillen.
- Babyflaschen und Sauger gibt es heutzutage in solch ausgefeilter Qualität, dass viele moderne Flaschensysteme Säuglingen etwa einen natürlichen Trink-, Schluck- und Atemrhythmus und somit das gleiche Trinkgefühl wie an der Brust geben.
- Es ist erwiesen, dass Muttermilch wichtige Nährstoffe und Abwehrstoffe enthält, die das Immunsystem von Säuglingen stärken und ihre optimale Entwicklung fördern. Doch die erhältlichen Säuglingsmilchnahrungen sind darauf ausgerichtet, einem Baby alle notwendigen Nährstoffe zuzuführen. Sie entsprechen den aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft und werden strengen Qualitätskontrollen unterzogen.
- Für viele Personen die stillen, ist die sogenannte Zwiemilchernährung auch eine praktische Wahl. Bei dieser Option werden Stillen und Flaschenernährung kombiniert. Das Zufüttern mit Milchnahrung aus der Flasche kann zusätzliche Flexibilität bieten. Etwa wenn die stillende Person nicht genug Milch produziert, auch mal eine extra Tasse Kaffee in der Stillzeit genießen möchte, oder wenn sie zu den Fütterungszeiten nicht immer beim Baby sein kann.
Es ist vollkommen okay und normal, nicht stillen zu können oder zu wollen! Die geeignete Flaschennahrung deckt den Nährstoffbedarf deines Babys.
Es ist wichtig zu betonen, dass es keinen Grund gibt, Menschen zu verurteilen, die ihr Baby mit der geeigneten Milchnahrung aus der Flasche ernähren. Jede Familie und jede Lebenssituation sind einzigartig. Es gibt zahlreiche Gründe dafür, warum man sich als Eltern entscheiden könnte, sein Baby mit Flaschennahrung zu füttern, anstatt zu stillen. Darunter etwa folgende und mehr:3
- Es gibt Personen, die ihr Kind nicht geboren haben und daher oft nicht die Möglichkeit haben zu stillen.
- Es gibt Personen, die aus biologischen, medikamentösen oder gesundheitlichen Gründen nicht stillen können oder wollen.
- Es gibt neurodivergente Eltern, die aus Gründen der sensorischen Verarbeitung nicht stillen können oder wollen.
- Es gibt trans* und nicht-binäre Eltern, die nicht stillen können oder wollen.
- Es gibt Eltern (und Babys), die Stillprobleme haben.
- Es gibt Personen, die ganz einfach nicht stillen wollen, Punkt. Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstbestimmung und Autonomie. Und zu versuchen, gebärenden Personen dieses durch das Mitmischen in privaten Entscheidungen abzusprechen ist anmaßend und übergriffig. Denn: Dein Körper = deine Entscheidung!
Ganz gleich ob du dich für das Stillen, die Flaschennahrung oder eine Kombination aus beidem entscheidest, wichtig ist, dass du die Entscheidung individuell triffst. Wenn du gerade schwanger bist, weißt du beim Gedanken ans Stillen möglicherweise schon intuitiv, was dir dein eigenes Bauchgefühl sagt. Denk daran: Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern vielmehr eine Auswahl an Optionen, die du auf die Bedürfnisse von deinem Kind und dir zuschneiden kannst.
Als Elternteil hast du eine ganz besondere Verbindung zu deinem Kind – ganz egal ob du dein kleines Wunder geboren hast, und ganz egal ob du es stillst oder mit der Flasche fütterst. Was wirklich zählt, sind die Liebe und Fürsorge, du deinem Baby und auch dir selbst entgegenbringst.
Quellen:
- 1 https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/stillen/stillen/
- 2 https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/flaschenmilch/
- 3 https://www.bundesverband-trans.de/wp-content/uploads/2021/12/BroschuereDigital_LowRes_Trans-mit-Kind.pdf
Bilderquellen:
- Titelbild: https://www.pexels.com/photo/a-mother-carrying-her-baby-while-feeding-using-a-milk-bottle-6182550/
- https://unsplash.com/photos/5zp0jym2w9M